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Jan Ammann & Mark Seibert - Together

Fotokredit: @robbyvalentini auf Instagram
Fotokredit: @robbyvalentini auf Instagram

Einen Tag nach dem Konzert, hier meine unqualifizierte und absolut voreingenommenen Meinung.

 

Corona hat, wie wir alle wissen, die Veranstaltungs- und damit auch die Konzert- und Musicalbrache seit März total lahm gelegt. Ich hatte das Glück Mitte März noch in einem der letzten noch stattfindenden Konzerte zu sitzen. Dem letzten "This is the Greatest Show" Konzert, bevor die restliche Tour ins nächste Jahr verlegt wurde. Aber dazu ein andern mal mehr, das Konzert verdient seinen eigenen Artikel.

 

Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Ich habe so wie viele andere also seit März kein Theater mehr von innen und keinen Darsteller mehr in echt gesehen.

Um so glücklicher war ich, als ich gesehen habe, dass die drei "Together" Konzerte mit Mark Seibert und Jan Ammann im Niederrhein Stadion in Oberhausen stattfinden sollten. Seit Wochen habe ich immer nur vom Musical Festival in Dinklage gehört, wie soll ich denn nach Dinklage kommen bitte? (Also, nichts gegen Dinklage, aber ohne Auto und Führerschein ist das halt schwierig). Also Oberhausen. Schnell waren die Tickets gebucht (also... Das Ticket... All by myseeeeelf) und die Zugverbindung rausgesucht. Letzte Haltestelle, Gewerbegebiet, von da 800 Meter, 10 Minuten, zufuß, klasse... Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Kultur.

 

Dann, 20.08.2020, gestern, 5 Monate und 5 Tage nach dem letzten Konzert das ich besuchen durfte, war es endlich so weit. 

Um 16:30h saß ich also im Bus, dann im Zug bis Düsseldorf, dort umsteigen in den Zug nach Oberhausen. In Oberhausen angekommen natürlich erstmal zur falschen Seite aus dem Bahnhof raus und wieder zurück. Im richtigen Bus bis zum Gewerbegebiet und allein auf weiter Flur die 800 Meter bis zum Stadion. Hey, immerhin werde ich besser mit Uhrzeiten, ziemlich genau zu Einlass um 18:30h stand ich dann vorm Niederrhein Stadion. 

Einlass mit Maske und Abstand. Kurzer Einschub: ich war sehr positiv überrascht wie gut das mit dem Abstand beim Einlass funktioniert hat, JEDER in der Schlage hat die 1,5m ohne Gezeter eingehalten. 

Nach der Kartenkontrolle dann kurz zum Desinfektions-Mittel-Spender (je ein deutscheres Wort gehört?) und dann auf zum Platz, Tribüne a, Reihe 6, Platz 13. Seitlich von der Bühne. Und dann hieß es die Stunde bis Konzertbeginn um 19:30h totschlagen.

 

Irgendwann taucht meine Sitznachbarin auf: "Was ist denn jetzt mit Abstand?", sie sitzt auf Platz 14, links neben mir. Ich erkläre ihr, dass es keinen Einzelplätze gab sondern immer nur 2 Plätze nebeneinander und wundere mich ein bisschen warum sie das nicht beim Buchen der Karte gesehen hat. Gehört sie zu den Menschen die Karten über Bestplatzbuchung aussuchen, statt über die Karte? "Naja, dann sind wir jetzt halt ein Haushalt", sie setzt sich und nimmt die Maske ab. Das waren die einzigen Worte die wir an dem gesamten Abend wechselten.

 

Es war eine lange Stunde Wartezeit. Die Stadionsitze gehörten zu der fiesen Sorte, die die nach innen gewölbt sind, in denen man nach 5 Minuten Rückenschmerzen hat. Und ich bin 21... wie es wohl den Älteren Gästen ging? Ich war mit einer der jüngsten Zuschauer. Aber ich bin auch wirklich schlecht im Alter einschätzen.

 

Je näher 19:30h rückt, desto übler wird mir vor Aufregung. Ich weiß auch nicht was mein Körper sich dabei immer denkt, aber immer wenn ich jemanden live sehe, den ich vergöttere, wird mir so schlecht als müsse ich gleich selber auf die Bühne. Andere haben Fremdschämen, ich habe Fremd-Lampenfieber.

 

Dann ist es endlich soweit, es ertönt ein Gong, genau genommen der Gong aus dem Collosseum Theater in Essen (heul... Stage wie konntest du es nur verkaufen???) und die Band läuft ein. Sie beginnen zu spielen und da kommen die Männer der Stunde: Mark Seibert, natürlich auch bei 30° im Sacko, und Jan Ammann, im schwarzen Tshirt. Sie singen ein paar deutsche Popsongs und begrüßen das Publikum. Man merkt wie sehr sie Bühne vermisst haben, auch noch beim 3. und letzten Konzert der Reihe. Mit einer kleinen Anekdote, darüber, dass wir in einem Fußballstadion sitzen, und dass ihr Bruder bei Nürnberg spielt, wird dann auch der Specialguest, Roberta Valentini, auf die Bühne gebeten. Ich jubele innerlich am lautesten. Ich liebe die Frau sehr. Als ich zwei Tage zuvor, beim ersten Konzert, auf Instagram gesehen habe, dass SIE der Gast ist, habe ich ein bisschen geweint vor Freude. Sie trägt das blaue Kleid in dem ich sie September 2019 das erste Mal live gesehen habe. Sie singt "Read all About it", ich grinse wie ein Honigkuchenpferd (woher kommt eigentlich dieser merkwürdige Ausdruck?) und bilde mir ein, sie würde mich zwischendurch direkt angucken und vielleicht sogar von unseren Stagedoor Unterhaltungen wieder erkennen.

Daraufhin sind die Jungs bei allen Liedern bei denen sie mit auf der Bühne steht für mich vergessen.

 

Nach ein paar weiteren "normalen" (also nicht Musical) Covern gehen sie zu Filmmusiken über. Mark und Roberta blödeln bei jedem Lied ein bisschen rum und Sorgen für wirklich lustige Momente. "Pretty Woman", "Footloose" und ähnliche alte Bekannte, die man teilweise auch schon von den CDs der letzten Sound of Music Concerts Touren kennt. Natürlich darf auch "Shallow" aus "A Star is Born" nicht fehlen, gesungen von Mark un Roberta. Es gibt "Szenen" Applaus nach diesem einen unglaublich langen Ton, ihr wisst schon. Und wenn nicht, hört euch das Lied von den beiden gesungen an. Dringend. Es braucht fast 10 Minuten, bis das Publikum sich wieder aus der Ekstase begeben hat und es weiter geht.

 

Es geht weiter. Dann kommen wir zum ersten Musical-Block vor der Pause. Beim ersten Ton eines jeden Liedes jubelt es aus dem Publikum. Auch ich erkenne die Lieder sehr schnell, die üblichen Verdächtigen. "You" aus "Ghost", auch als Duett wirklich schön. "Ein Traum ohne Anfang und Ende" aus "Die Päpstin", ebenfalls gut als Duett zwischen den Jungs. Die Lieder gehören auch mit zu meinen Lieblingen, ich wippe enthusiastisch mit dem Fuß mit.

 

Einwurf: Das mag ironisch klingen, das mit dem Fußwippen, aber wer mich kennt oder mit mir schon einmal auf einem Konzert war der weiß, das höchste der Gefühle ist mitsingen (natürlich nicht bei leisen Konzerten oder im Theater, ich bin kein Arsch), oder Fuß- und Kniewippen. Mehr Bewegung wird bei mir auch in Ekstase nicht kommen.

 

Noch ein paar Musicallieder, wie der "Leuchtturm", oder "Die Schatten werden länger", dann ist Pause. Ich bin überglücklich. Mein Rücken nicht. Ich bin zu stolz aufzustehen oder mir etwas zu trinken zu holen, was ich NATÜRLICH wieder einmal vergessen habe...  Die Viertelstunde Pause ist schnell vorbei. Es ertönt der Gong und alle finden sich wieder auf ihren Plätzen ein. 

 

Die Band läuft ein, fängt an zu spielen, "Kind der Sterne". Ich finde Jans Lieder neigen manchmal etwas dazu fast als Schlager zu gelten... Trotzdem schön. Mark singt die zweite Stimme im Refrain.

 

Also falls das noch nicht rausgekommen sein sollte, müsste ich die drei auf einer persönlichen Lieblingsskala anordnen wäre Roberta Valentini unangefochten auf Platz eins, dann Mark Seibert, dann Jan Ammann. Vorausgesetzt auf dieser Skala stehen nur die drei. Müsste ich meine Top Musical Sänger insgesamt ordnen, wäre Roberta immer noch auf eins, Mark in den Top 5 und Jan in den Top 10... oder so. Aber wer führt schon Liste? (Ich... ich führe Liste)

 

Noch ein Lied von Jan, von dem ich spontan nicht weiß wie es hieß (ich weiß, shame on me), dann moderiert Mark mit fast zu 100% dem selben Wortlaut wie auf der CD sein Lied "Keine Träne" an, ich muss ein bisschen lachen, weil der Wortlaut mir so bekannt ist. Ich liebe dieses Lied. Roberta ist wieder dran. "Wie schön du bist" von Sarah Connor. Eigentlich mag ich ihre Lieder nicht, aber wenn Roberta es singt... Ich hab vielleicht ein, zwei Tränchen verdrücken müssen. Noch ein paar Sololieder. Dann folgt eine Moderation von Jan und Mark, die eigentlich zum Block der Lieder die sie schon lange zusammen singen überleiten soll. Jan schweift mit verstellter Stimme so sehr ab, dass Mark ihn irgendwann lachend mit "Jetzt komm doch mal zum Punkt, Jan" unterbricht und sich kaum mehr einkriegt. Es ist schön, wenn man auch mal hinter die perfekte Fassade der beiden, sonst doch immer sehr gefassten Künstler gucken kann.

 

Es folgen einige wirklich schöne Duette mit wechselnden Duett Partnern. Auch das einzige Lied zwischen Jan und Roberta. "Eilanden" von "BLØF", auf niederländisch, was sicher nicht nur mich erstaunt hat. Beendet wird das Konzert mit "Totale Finsternis" und natürlich der "Gier" aus "Tanz der Vampire", klar, die Paraderolle der beiden darf ja nicht fehlen. 

 

Dann folgen noch 3 Zugaben, welche alle 3 Künstler zusammen singen. Unter anderem "Lifesaver" von "Sunrise Avenue". (Ja ich hab vergessen was die anderen waren...)

 

Unter tosendem Applaus bedanken sich die Künstler bei Band, Gast, Organisatoren und Publikum, verabschieden sich und sind dann auch schon in den Katakomben verschwunden.

 

Ich grinse den gesamten Rückweg bis zum Bus vor mich hin. Schreibe meinen Post auf Instagram. Auf meiner langen Fahrt nachhause sehe ich, wie Roberta den Post kommentiert hat und freue mich riesig darüber, mein Gott ist die Frau toll.

 

Um 00:30 bin ich wieder zuhause und schaue auf einen wundervollen Konzertabend zurück.

Ja, die An- und Abreise war lang, ja man hätte sicherlich einen Ort mit besserer ÖPNV-Anbindung finden können, ja ich werde die nächsten Tage mit blauen Flecken am Rücken durch die Gegend rennen, aber das war es wert. Nach über 5 Monaten wieder live Musik. Einige meiner Lieblingssänger endlich wieder live sehen. Sich einfach mal im Augenblick verlieren.

 

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