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Mark mal anders

Ich hab so das Gefühl als würde ich sehr weit ausholen, bis ich zum Konzert komme, also alle die das nicht interessiert können zu Punkt X vorspringen.

 

Wo fange ich an? Oder besser, wann?

Als ich mir das Ticket kaufte, stand ich noch relativ am Anfang von meiner, wie ich annahm "kurzen Musical Phase". Irgendwann Anfang 2020. Ich kannte kaum Stücke und kaum Darsteller. Ich kannte natürlich bereits Mark Seibert, hatte ihn aber noch nicht live gesehen, und hatte mich schon Hals über Kopf in Roberta Valentini verliebt.. Also holte ich mir natürlich ein Ticket. Dann wurde es verschoben. Erst um ein paar Monate, dann um ein Jahr, dann um noch eins. Auf meinem Ticket, welches ich gestern vorzeigte stand der 2.10.2020.

 

Wer schonmal mit mir im Theater war, weiß, dass ich davor immer UNGLAUBLICH nervös bin. Also inklusive Übelkeit und Wechsel zwischen kalkweiß und knallrotem Gesicht. Je wichtiger mir das Ganze ist und ob ich eventuell noch eine Unterschrift einsammeln will oder nicht, desto schlimmer. In diesem Fall begann die Aufregung bei mir schon 2 Tage vorher. Danke für gar  nichts. Deshalb musste ich den Artikel für Ghost on Tour auch ganz dringend am Montag fertig bekommen, Dienstag war ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Ich habe etwa 3 Stunden (nicht übertrieben...) gebraucht, bis ich mein Outfit zusammengestellt hatte... Nur um es dann doch wieder umzuändern, weil es sich nicht gut mit meinem frischen Tattoo vertragen hat (an dieser Stelle: lasst euch NIEMALS am Bauch tätowieren, das tut VERDAMMT weh. Ich dachte ja die Rippen wären der schlimme Teil, aber nein. Bauch ist viel schlimmer!). Dann war ich irgendwann endlich zufrieden mit dem Outfit. Tasche gepackt, alles noch 5x kontrolliert und auf mit dem Bus zum Bahnhof. Kurz den Podcast angemacht, mit dem Zug nach Ehrenfeld und danach mit der U-Bahn weiter. 5 Minuten zu Fuß und dann sehe ich auch schon das Theater. Vor allem sehe ich den Transporter davor, mit dem Logo von "Robin Hood". Ich fühle mich direkt viel wohler. Ich habe also keinen plötzlichen Anfall von Amnesie gehabt und Zeit oder Ort falsch im Kopf gehabt. Ich gehe rein, als eine der Ersten, gebe meinen Mantel ab und rede etwas mit den beiden Menschen in der Garderobe, bis sie mich meine Tasche behalten lassen. Dann warte ich. Und beobachte die langsam eintrudelnden anderen Besucher. Vielleicht erkenne ich ja jemanden. Tue ich nicht.

Feststellung: Ich erkenne in Hamburg, Stuttgart und Füssen mehr Leute als in NRW? Ich bin doch VIEL häufiger in NRW im Theater... Ganz komisch.

 

Um ca. 19h werden wir dann auch hoch in den Saal gelassen. Ich bin ein bisschen nervös, ob mein 1,5 Jahre altes Ticket mir noch Einlass gewährt. Alles gut. Ich darf rein. Reihe 9, Platz 12. Ich nehme Platz und warte. Eigentlich gehe ich gerne alleine ins Theater, aber die Wartezeit im Saal ist mit Mehreren doch irgendwie angenehmer: Dann mache ich mich nicht ganz so bekloppt. Wie dem auch sei, irgendwann haben alle ihre Plätze gefunden. Es ist nicht ganz ausverkauft, da ein Teil des Kontingents ja erst wenige Tage vor dem Konzert freigegeben wurden, ist aber auch ganz angenehm, so sitzt man nicht ganz so dicht an dicht.

 

PUNKT X (So weit hab ich gar nicht ausgeholt!)

 

Die Band betritt die Bühne und schon erklingen die ersten Töne von "Conviction of the heart". Unter Applaus kommen die drei Sänger mit dazu: Mark Seibert, Sabrina Auer und Roberta Valentini. Ich bekomme das Grinsen nicht aus dem Gesicht. Wie ich das vermisst habe. Auch das Klatschen auf alle 4 Zählzeiten stört mich grade nicht und macht mein Grinsen nur größer. Ich glaube das deutsche Theater- und Konzertpublikum wird es wohl nie lernen. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur ein Snob. Der Jubel will nach dem ersten Lied gar nicht aufhören. Mark erzählt ein bisschen von der Probe und man merkt ihm die Freude und Vorfreude auf den Abend an. "Ich durfte das Lied schon einige Male singen und den Heldentod sterben... Das werde ich heute Abend nicht tun", so lautete die Anmoderation für "Ein Traum ohne Anfang und Ende". Wir bleiben erstmal bei der "Päpstin" mit "Wehrlos", aber erst muss nochmal ganz dringend erwähnt werden, dass Mark und Sabrina ja ein Baby haben. Das ist ja auch wichtig. Sie wirken sehr verliebt, das auch den ganzen Abend lang. Sie erzählen nochmal ein bisschen "...in den letzten 1,5 Jahren ist dann auch einiges passiert" "Ja, was Kleines" "Was kleines und lautes" "Wie lustig, bei mir auch". Ein bisschen süß, wie stolz die beiden sind. Sabrina erzählt, wie sie genau an dem Tag an dem sie das letzte Mal auf DIESER Bühne standen, von der Schwangerschaft erfahren hatten. Um 4 Uhr morgens.

 

Mit "What about us" geht es weiter. Sabrina singt, Roberta macht das Backing. Sie singen es beide toll, aber es tut mir leid, mein Blick ruht bei Roberta. Ich kann da gar nichts für und Sabrina auch nicht. Nach dem Song versucht Roberta direkt von der Bühne zu fliehen, wird aber aufgehalten. Da hat wohl jemand die Reihenfolge der Songs vergessen. Es folgt "FRÜHER SCHON", hatte ich nicht erwartet. War ja nicht auf der DVD. Es ist tatsächlich eines meiner Lieblingslieder von Mark. Es geht weiter mit dem "Elisabeth-Medley", meine Vorfreude auf Wien im Sommer steigt (betet mit mir, dass es nicht wieder verschoben wird!). Mark und Roberta sind und bleiben meine liebstes Tod und Elisabeth Duo. Damit habe ich sie "gefunden" (Ein Liebesbrief ans Musical). Ich liebe das Stück. "Roberta, erzähl mal, was ist so passiert in den 1,5 Jahren. Was ist passiert? Was wurde alles abgesagt?" "Disney in Concert wurde abgesagt... aber jetzt findet es statt!". Ich glaube spätestens jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr machen, dass sie doch nicht dabei ist. Annabell (Blog - halfatarzanmonkey) und ich haben seit 2020 Karten dafür und irgendwie hatte ich bis zu diesem Augenblick immer etwas Sorge, dass Roberta doch nicht dabei ist, weil es sich ja mit der "This is the Greatest Show-Tour" überschneidet. Jetzt brauche ich das wohl nicht mehr zu haben, also: Stuttgart ich komme. "Was ist sonst noch so passiert...also außer, dass ich zugenommen habe, aber wer nicht?" - Ich frage mich etwas ob sie das Gefühl hat das erwähnen zu müssen, damit sie keine unangebrachten Fragen und Anmerkungen bekommt? Ich hoffe nicht. Und sie erzählt von ihrer Dozentenstelle. Dann kommt mein persönliches Abend-Highlight. "Du" aus "Ghost"(Ghost on Tour). Ich liebe das Stück, ich liebe das Lied, ich liebe die Frau. Mehr muss ich dazu nicht sagen.

 

 Es folgt "Dass es uns nicht mehr gibt", ein weiteres von Marks eigenen Liedern. Ich mag seine Lieder. Auch wenn sie manchmal ein bisschen zum Kitsch neigen. (Okay, einige Musicals neigen auch zum Kitsch... Mein restlicher Musikgeschmack wohl auch). Die Specialguests "Roberta und Sabrini... Ne... Sabrina" werden für "It's all coming back" wieder auf die Bühne geholt. Ich mag Frauenduette. Auch wenn dieses hier ja klassischer Weise keins ist. Die Stimmen harmonieren wirklich schön miteinander. Damit dürfen "Sabrina und Roberto" wieder von  der Bühne. Das nächste Stück ist nämlich rein instrumental. Frank Nimsgern darf sein Können mit seinem "Bach-Medley à la Frank" unter Beweis stellen. Ich habe auf einmal das Bedürfnis doch nach Füssen zu fahren und mir seinen "Ring" anzusehen und anzuhören. Der Mann kann wirklich gut komponieren (und andere Komponisten verwursten) und das sage ich, als absoluter nicht-Klassik-Fan. Natürlich darf auch die "Unstillbare Gier" als letztes Lied vor der Pause nicht fehlen. Ich bin ehrlich gesagt ganz dankbar, dass sie das einzige Stück aus dem unvermeidbaren Vampire-Block an dem Abend bleibt. Irgendwann ist es etwas anstrengend, wenn bei JEDEM Konzert (z.B. Die Gala der Musicalstars) die selben 5 Lieder aus "Tanz der Vampire" gesungen werden MÜSSEN. Versteht mich nicht falsch, ich mag die Lieder und ich mag das Stück, ich werde im Mai das vierte Mal rein gehen (Anmerkung an dieser Stelle: Wenn ich Anja Backus zum 4. Mal verpassen sollte, dann weiß ich auch nicht was ich falsch mache), aber irgendwann ist dann auch mal gut. 

 

Nach der Pause geht es weiter mit "Footloose" um das Publikum wieder aufzuwecken, dann folgt "Shape of my heart" von Sting. "Ich durfte tatsächlich mal auf einem Konzert von ihm... Singen wollte ich grade sagen, aber nein. Im Publikum dabei sein."

Ein neues Lied (oder zumindest für mich neues Lied) von Mark steht auf der Liste: "Weil es dich nur einmal gibt" ("oder? So heißt es doch?") Ein süßes Liebeslied, ganz ohne Herzschmerz. Sehr, sehr kitschig, aber süß. Ich weiß nicht genau, wie es Roberta dabei auf der Bühne geht, ich wäre mir an ihrer Stelle etwas wie das dritte Rad am Wagen vorgekommen zwischen Mark und Sabrina. Das nächste Lied wird nur von Sabrina gesungen: "Hallelujah". In der Moderation danach fällt Marks Mikro aus "Ich glaub ich habs vorhin kaputt gemacht". Das Theater ist so klein, dass er es theoretisch gar nicht brauchen würde, nach einigem Hin und Her ist dann das Mikro aber ausgetauscht und es folgt die nächste Liebesballade zwischen Mark und Sabrina: "Only us" aus "Dear Evan Hansen" (das Stück hat so viele schönere Lieder...). Das nächste Lied ist wieder eins von Mark, wofür er sich erstmal rechtfertigt. Diesmal tatsächlich mein Lieblingslied aus seinem Repertoire. "Keine Träne". Vielleicht auch, weil ich mich etwas im Text wiederfinde, naja. 

 

Roberta darf wieder mit auf die Bühne und singt im Duett "Shallow". Immer wenn ich das Lied im Radio höre, habe ich automatisch Robertas und Marks Stimmen im Ohr. Ich liebe ihre Version, die Stimmen passen so gut zusammen, wie kann man so singen? Insbesondere die Bridge. Wie? Der Applaus hält wie jedes Mal nach dem Lied (z.B. Jan Ammann & Mark Seibert - Together) besonders lange an. Es ist auch einfach wirklich toll. "Dann kommen wir zu einem weiteren Musical. Es ist glaube ich in Deutschland das Musical, neben Starlight Express, was am längsten läuft. Wahrscheinlich sage ich einen totalen Blödsinn, aber ich werde dann von euch morgen den Faktencheck bekommen." Er mein "König der Löwen" und er erzählt keinen Blödsinn. Wie erwartet folgt jetzt "Schattenland". Ein sehr unterbewertetes Lied. Aber auch ich bin erst durch "Mark mal anders" über das Lied gestolpert. Ich höre die Löwen nicht oft. Ich mag die Übersetzung nicht. Aber Schattenland hat seinen Weg in mein Herz gefunden, wahrscheinlich zu 90% wegen Roberta. "Jetzt ist der Moment gekommen der irgendwann bei jedem Konzert bei mir kommt: Ich habe KEINE AHNUNG was der nächste Song ist" Sehr verständlich. Ist ja auch viel zu merken. Und er ist doch auch nur ein Mensch. Ich habe das schonmal geschrieben, aber ich mag diese Momente. In denen man merkt, dass auch die professionellsten Darsteller und Künstler nur Menschen sind. Die Momente in denen die perfekte Fassade bröckelt. Dass sind die Momente, die sie einem noch sympathischer machen. Es ist "Bring him home", was er vergessen hat. Ich bin sehr dankbar, dass er es auf englisch singt (ihr könnt es euch vielleicht denken: Ich mag die deutsche Übersetzung nicht). Das Lied muss dermaßen anstrengend für die Stimmbänder sein. Er singt die ganze 4 Minuten in "Kopfstimme". Und er singt es wunderschön. 

 

 

"Verabschieden wollen wir uns mit einem Song aus einem mega Blockbuster. Ein fantastischer Song, fantastische Musik, überhaupt alles fantastisch. An einem fantastischen Abend, mit einem fantastischen Publikum". Und da fing er an sich etwas um Kopf und Kragen zu reden. Davon, dass nicht immer alles toll ist, dass es auch Abende gibt, die einem schwer fallen. Dass er deshalb einen Mentalcoach aufgesucht hat, der ihm gesagt hat, er solle sich an schweren Abenden die guten Momente, die Auftritte die richtig toll waren vor Augen führen. "Ich erzähle euch das ganze nicht, weil ihr meine Therapeuten seid, wäre auch schön. Manche Leute gehen ja auf die Bühne um therapiert zu werden...". Er wirft Roberta einen Blick zu, die doch sehr lachen muss: "Ich denk da schon an welche". Ich und wahrscheinlich auch der Rest des Publikums spielt im Kopf einen Film von anderen Darstellern ab. Wen könnte sie wohl meinen? Mark redet noch etwas weiter bis er auf den Punkt kommt: Heute ist so einer der Abende. Einer der positiven Abende und Momente die er sich im Herzen festhalten kann. Die ihm in Zukunft über das Lampenfieber hinweg helfen werden. Sehr süß. Sie verabschieden sich mit "From now on". Lass mich nicht lügen, aber ich glaube, DAS ist tatsächlich das erste Lied, was ich je live von Mark gesungen gehört habe, März 2020, das letzte Konzert vorm Lockdown (This is the Greatest Show). Die letzten Töne verklingen, sie verbeugen sich, ich versuche ganz schnell ein paar Fotos zu machen. Die Zugabe, "Can you see the light", muss leider mitten im Lied unterbrochen werden, wegen der Sperrstunde. Die Frau auf dem Platz neben mir erklärt den beiden hinter uns, dass Mark wohl beim ersten Konzert auf der Volksbühne tatsächlich ein Bußgeld hat zahlen müssen, weil er die Sperrstunde überzogen hat. Das erklärt es. Auch die zusätzliche Zugabe, die mit einem Spendenaufruf für die Ukraine verbunden werden sollte fällt also flach. Mark erzählt trotzdem noch ganz kurz von der Spendenaktion "kleine herzen" welche er damit unterstützen möchte und dann verschwinden Sänger und Band von der Bühne.

 

Etwas irritiert, aber auch belustigt aufgrund des abrupten Endes mache ich mich mit allen anderen auf den Weg ins Foyer. Ich mag keine Menschenmengen und kein Gedränge, da werde ich leicht klaustrophobisch, also warte ich am Rande der Treppe, bis sich das Gewimmel etwas leert und ich meinen Mantel abholen kann. Auf einmal steht Roberta im Foyer und erklärt, dass sie sich überlegt hätten, die Spendenaufruf-Zugabe kurzerhand akustisch im Foyer vorzutragen. Ich bin meiner Klaustrophobie auf einmal fast dankbar, wer weiß, vielleicht wäre ich sonst schon weg gewesen. Es bildet sich ein kleiner Kreis um Mark und Frank, natürlich mit Abstand, zumindest zu den Künstlern. Auf einmal wird es ganz still und wir lauschen gebannt den leisen Tönen von "Imagine", nur auf der Gitarre begleitet. Ein ganz besonderer und wunderschöner Ausklang des sowieso schon wunderschönen Abends.

 

Noch ganz gerührt sammele ich meine Sachen ein und gehe zur U-Bahn. Heute keine Autogramme. Es ist nichts derartiges aufgebaut, ich weiß nicht wo der Bühneneingang ist und ich möchte möglichst noch vor 0 Uhr zuhause sein. Ist auch nicht so schlimm, dann fange ich Mark halt in Fulda bei "Robin Hood" ab. Ob ich da jetzt 3 oder 4 Darsteller abklappern "muss" macht auch keinen großen Unterschied. Ich komme am Bahnhof an und erwische auf die Sekunde genau meinen Zug, verfasse in der Bahn meinen obligatorischen Instagram Post, freue mich über die kurz darauf unter dem Post erscheinenden Kommentare von Frank Nimsgern und Roberta Valentini (ich weiß, es ist nur eine winzige Geste, die die beiden vermutlich ein paar Minuten später schon vergessen haben, aber MICH und bestimmt auch viele andere Fans, macht es jedes Mal unglaublich glücklich) und fahre nachhause. 

 

Fazit: Es war ein unglaublicher Abend. Mir fehlen ein bisschen die Worte (und ich schaute auf die hier drüber stehenden 7 Abschnitte, die mich lügen strafen). Ich liebe diese Menschen auf der Bühne. Ich liebe die Musik. Ich liebe es mit gleichgesinnten im Publikum zu sitzen. Ich liebe es, das live erleben zu können, was ich liebe. Ich kann es kaum erwarten wieder in einem Theater zu sitzen und Menschen dabei zuzusehen, wie sie tun was sie lieben. Denn das tun sie, sowohl die Band, als auch Mark, Sabrina und Roberta. Das hat man deutlich gemerkt. Es war wundervoll. Es gibt noch Restkarten, wenn ihr noch keine habt. Geht hin! (Nein, ich werde nicht bezahlt. Von niemandem.)

 

 

Noah over and out.

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Kommentare: 1
  • #1

    Annabell (Freitag, 11 März 2022 19:18)

    Ich freu mich �