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Robin Hood - Zum Ersten

 

Endlich ist es soweit und ich bin auf dem Weg nach Fulda um Robin Hood zu sehen. Aber wie sind wir hier hin gekommen? Lange ist es her, da wurde das Stück und die Cast veröffentlicht. Das Stück fand ich anfangs gar nicht mal SO interessant, muss ich zugeben und die ersten zwei Lieder, die ich 2020 in Dinslaken hören durfte, fand ich ehrlich gesagt auch eher langweilig. Aber dann wurde die Cast bekannt gegeben und mit jeder Person mehr wollte ich immer dringender nach Fulda. Besonders interessiert haben mich Riccardo Greco, Marius Bingel und Konstantin Zander. Zugegeben, auch Mark Seibert war ein Argument, weil ich ihn zu dem Zeitpunkt noch nie in einem Musical gesehen hatte, sondern ausschließlich bei Konzerten. Die Person wegen der ich mir letztendlich aber die Karten gewünscht habe war (und ist) Marle Martens. Ich hab sie beim selben Konzert in Dinslaken 2020 das erste Mal live gesehen und war SOFORT schockverliebt, natürlich habe ich auch bei der Sammelaktion für die Produktion vom Album von "The Marvin Road" etwas gespendet und seitdem laufen die 6 Lieder bei mir hoch und runter. 

Als 2021 dann die Premiere von Robin Hood wieder verschoben wurde, kaufte ich mir natürlich ein Ticket für den Stream, bei dem die ersten Umrisse des Stücks und ein paar Lieder vorgestellt wurden. Spätestens danach war ganz endgültig klar: Ich will nach Fulda!

 

Irgendwann Ende letzten oder Anfang diesen Jahres wurde dann die Cast aktualisiert und sowohl Marius Bingel als auch Riccardo Greco waren raus. Mist. Bleiben mir immer noch Konstantin und Marle. Immerhin das. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir aber tatsächlich bereits mehr ums Stück als um einzelne Darsteller. Zum Geburtstag bekam ich dann die Karten für den 22.7.22. Von Februar bis Juli ist eine verdammt lange Zeit... Aber gut, ich hatte ja viel zu tun und auch noch andere Musicalreisen zu planen, wie nach Stuttgart zu Disney in Concert und nach Wien zu ElisabethDie ganze Zeit nachdem endlich das Album veröffentlicht wurde, habe ich mich ein wenig gewundert: Warum haben sie für die Rolle des Robin Hood drei Darsteller bekannt gegeben aber für die, genau so große (und meiner Meinung nach fürs Stück fast wichtigere) Rolle der Marian stand immer noch nur Johanna Zett da? Die Arme wird ja wohl kaum jeden Tag spielen müssen, oder? Ich sah mir die Cast nochmal genauer an und in mir stieg die (von einer großen Hoffnung geschürten) Gewissheit, dass Marle Martens mit ziemlicher Sicherheit eines der Cover für Marian sein würde. Ich sollte Recht behalten. Meine Musical-Orakel-Fähigkeiten werden immer besser! 

Am 6. Mai, auf meinem Rückweg vom Bewerbungsgespräch am Theater in Nordhausen (jetzt kann ich's ja sagen, ich hab den FSJ Platz!) gibt Marle ihre Marian Termine bekannt und ich muss weinen. Sie spielt nicht am 22...

Bis Ende Juni hadere ich mit mir: Sie spielt ihre letzte Marian Show am 21. Juli, der Tag, an dem ich und Person A anreisen wollen. Wenn die Züge so wollen wie wir wären wir um 16 Uhr in Fulda, früh genug also um Abends noch ins Theater zu gehen... Aber nochmal 100€, nur um eine bestimmte Darstellerin in einer bestimmten Rolle zu sehen? Ende Juni kaufe ich die Karten. Man lebt nur einmal und ich muss sie einfach als Marian sehen. Ich muss!

 

Und da es ihre Dernière ist und exakt einen Monat nach ihrem Geburtstag muss natürlich auch ein Geschenk her (was ich konsequenter Weise erst einen Tag vor der Abfahrt fertig bekommen habe)

 

Anreise

Da Person A am Abreisetag noch arbeiten muss, frühstücke ich morgens in Ruhe, packe die letzten Sachen und verpacke auch die Leinwand für Marle in Geschenkpapier. Jetzt zu den schwierigen Fragen: A) Was nehme ich als Theater-Outfits? Und B) welche Farben nehme ich für die Unterschriften die ich zu sammeln gedenke mit?

Frage A wird vom Wetter mit entschieden und bei Frage B entscheide ich mich für dunkelblau, sonnenblumengelb und fliederfarben, nur um ein bisschen Auswahl zu haben. Dann ist es auch schon 12h und wir nehmen den Bus zum Bahnhof, dann in den Regional-Express bis Düsseldorf und dort erwartet uns die erste böse Überraschung: Unser ICE hat Verspätung (wie sollte es anders sein...) und zwar so viel, dass wir in Frankfurt unseren Anschluss nicht bekommen werden. Na klasse... Aber gut, weiter geht es bis Frankfurt Flughafen und von dort nach Fulda. Eine Stunde später als geplant kommen wir an und machen uns auf den Weg zum Hotel. Fulda ist erstaunlich hübsch, auch ohne das Musical eine Reise wert. Das selbe lässt sich über unser Hotel leider nicht sagen: Zwar ist die Lage in der Innenstadt super, aber sobald wir das Zimmer betreten werden wir vom Nikotingeruch erschlagen, die Wände triefen quasi von Rauch und ja, wir hatten extra ein Nichtraucher-Zimmer gebucht, weil wir da beide ziemlich empfindlich sind... Außerdem ist außer der Bettwäsche und den Handtüchern alles dreckig und klebt. Also, wenn ihr vorhabt nach Fulda zu fahren, geht nicht ins Hotel Hirsch Garni (ich würde es ja hier verlinken, aber ich will wirklich keine Werbung für die machen). Wir ekeln uns noch ein bisschen, ziehen uns dann schnell um und machen uns auf den Weg etwas Essbares zu finden. Viel Zeit haben wir, dank der Bahn, dafür leider nicht mehr. 

 

Wer mich ein bisschen kennt (okay, in dem Falle reicht es auch schon, wenn ihr schonmal ein/zwei Artikel von mir gelesen habt), der weiß, dass ich gerne schon eine halbe Stunde vor Einlass am Ort des Geschehens bin, sei es ein Theater, eine Freilichtbühne, oder ein Stadion, und die Aussicht heute erst quasi zu Showbeginn ins Theater zu kommen stresst mich ungemein... Andererseits haben wir seit dem Frühstück nichts gegessen und mein Kreislauf hasst mich sowieso schon. Also suchen wir weiter und werden bei einem Restaurant in Sichtweite zum Theater fündig. Natürlich muss ich bevor wir uns setzen schnell noch einmal ums Theater rennen und den Bühneneingang (alias Stage Door) finden. Ich bin schließlich nach der Show mit Konstantin Zander verabredet, den ich vor wenigen Tagen extra angeschrieben hatte, ob er zur Stage Door kommen würde. Er hatte in der letzten Podcast Folge angekündigt, dass er normalerweise nicht die Stage Door benutzt und dass man ihn bitte anschreiben solle, wenn man ihn sehen möchte... Sonst bin ich nicht der Typ, der Darsteller extra anschreibt, ich weiß nicht, das fühlt sich immer ein bisschen übergriffig an.

 

Wir setzen uns also ins Restaurant und Person A wird (ganz merkwürdig) vom Besitzer angeflirtet... Muss das sein? Nun ja gut, ich reagiere wohl SO abweisend (hallo, das ist meine Mama!), dass uns ein anderer Kellner zugewiesen wird. Der ist aber sehr freundlich und erkundigt sich, als unser Essen um 19h noch nicht da ist extra nochmal in der Küche, wie lange es noch dauert, da er mitbekommen hat, dass wir ins Theater wollen. Gegen 5 nach steht dann unser Essen auf dem Tisch und wir inhalieren es innerhalb von 10 Minuten. 

 

Schnell sind wir am Theater und zeigen unsere Karten vor. Ich schnappe mir die letzte Castliste und dann geht es auf unsere Plätze: Letzte Reihe im Parkett, ziemlich mittig (Plätze 494 und 493, an dieser Stelle: Liebes Theater, warum nummeriert ihr die Plätze von vorne nach hinten durch, statt in jeder Reihe? Das ist doch nur verwirrend!).

 

1. Akt

Das Saallicht geht aus und wir hören die Ansage von Chris de Burgh, der uns herzlich im Theater willkommen heißt. Ich habe ja schon ein paar Bilder auf Instagram gesehen und habe mich immer gefragt, warum das Logo was zu Beginn der Show auf die Bühne projiziert wird nicht das selbe wie auf der CD und dem Merchandise ist: Der Pfeil fehlt! Die Frage klärt sich sehr schnell, als das Logo zu den ersten Tönen des Intros von der Seite mit einem Pfeil "weggeschossen" wird. Der kleine Robin (gespielt von Lilian Schmitt) betritt die Bühne, darf aber nicht selber singen. Die Aufnahme, die auch auf der CD zu hören ist, gesungen von Eduardo Almeida, wird im Saal eingespielt. Schade eigentlich... Zu Robin auf der Bühne kommt sein Kindheitsfreund Guy (Lean Multinu), der ihm im Wetteifer berichtet, dass er und sein Vater nach London gehen. Robin verfängt sich in einer Falle im Wald und wir erhaschen einen ersten Blick auf die Geächteten, die im Sherwood leben. 

 

Die Wände öffnen sich und wir finden uns 10 Jahre später in London wieder, wo König Richard zum Kreuzzug aufruft. Schräg hinter uns leuchtet ein Bildschirm auf, auf welchem man den Dirigenten (ich bin mir relativ sicher, dass es Marcel Jahn ist) sehen kann. Der Bildschirm ist natürlich nicht für uns, sondern für die Darsteller gedacht. Trotzdem muss ich direkt an Mark Seiberts Konzert denken, bei dem er Marcel ankündigte mit "die besonders Aufmerksamen von euch, oder die besonders Gelangweilten, kennen ihn vielleicht von dem Bildschirm in Fulda"... Oder die, die in der letzten Reihe sitzen und vor jedem Lied vom Licht gestört werden... Die erste Ensemblenummer und was für eine! Ja, wir sind anfangs etwas irritiert von den Handbewegungen bei "Für Gott und den König": Ist es Gebärdensprache? Ist es das nicht? Ich kann leider nicht genug gebärden, als dass ich es euch sagen könnte... Das Ensemble verschwindet wieder hinter den Gitterwänden und vor uns sitzt Christian Schöne als John, der Bruder des Königs, auf dessen Thron und wird beim Flirten mit Alys (Tina Haas) von Guy von Gisbourne (Thomas Hohler) gestört. In einer perfiden Wette, will er herausfinden "was für ein Mann" Guy ist: Jagt er Alys einen Pfeil in den Hintern, so wird er ihn, je nach getroffener Stelle, bezahlen. Grade als Guy den Pfeil einlegt, werden sie von Eleonore (Caroline Zins), der Mutter Johns, unterbrochen. Sie teilt John mit, dass ihm der Zugriff auf den königlichen Schatz verwehrt wird. John, gar nicht glücklich damit, fordert Guy auf, nach Nottingham zu fahren und dort in seinem Namen Schildgeld für den Kreuzzug zu erheben. 

 

Ein schneller Szenenwechsel, was auch nicht schwierig ist, da das Bühnenbild bis auf 3 oder 4 Elemente ausschließlich mit Projektionen erstellt wird, befinden wir uns auf dem Gut Huntington, bei Robin von Loxleys Verlobungsfeier. Von dem frischvermählten Paar ist jedoch nichts zu sehen. William von Huntington (Reinhard Brussmann), sein Vater, erhebt das Glas auf das Paar und erklärt in dem Zusammenhang auch, dass Marian, Robins Angeheiratete, die Tochter des Sheriffs von Nottingham (Thomas Christ) ist, welcher Teil des Königshauses ist. Dann taucht auch Robin (Mark Seibert) auf und guckt etwas tief ins Glas. Er erhebt einen Toast auf den Earl: "Vater, Ihr lehrtet mich den Wert von Traditionen, so wie die Magd zu vögeln um die Ehefrau zu schonen", etwa in dem Zusammenhang singt er noch ein paar Zeilen weiter, bis der Earl ihn unterbricht. Den versammelten Gästen, besonders den weiblichen, ist das ganze unangenehm. Der Earl lässt es wie einen Scherz wirken und lässt auch die Möglichkeit seinen Sohn bloßzustellen nicht aus. Die Situation wird erst aufgebrochen als auf einmal ein Pfeil durch den Saal fliegt und in einer Wand stecken bleibt (richtig gut gemacht!). Guy von Gisbourne betritt mit den selben Worten, wie auch schon sein 10 Jahre jüngeres Ich einige Szenen zuvor, die Bühne. Robin ergreift die Chance der Tyrannei seines Vaters zu entfliehen und beschließt mit Guy in den Kreuzzug zu ziehen. Er "flieh[t] in den Krieg" und verabschiedet sich von der 14 Jahre alten Marian. Um die ganze Situation noch verstörender zu machen, wird Marian in dieser Szene von einer der Kinderdarsteller gespielt und ICH frage mich, hat irgendwer dem armen Kind den Kontext erklärt? Und eine weitere Frage, die mich beschäftigt, seit ich die CD das erste Mal gehört habe: Die Zeile "Hab keine Angst, ich will dir nichts Böses", woher kenne ich die Melodie? Personen A und B kam sie auch sehr bekannt vor, aber keiner von uns konnte sie zuordnen. Helft uns!

 

Wir sind also mit Robin und Guy in Jerusalem, im Krieg. Es folgt eine unglaublich gut inszenierte und choreographierte Szene, in der wir immer mehr sehen, wie Guy versucht sich im Rang hoch zu arbeiten und Robin immer mehr an den von ihm und den Soldaten vollzogenen Gräueltaten zerbricht. Dazu eine Anmerkung: Warum kommt die Ansage von König Richard vom Band? Hätte man das nicht ein Ensemblemitglied von hinter der Bühne sagen lassen können? Man hört eindeutig, dass es eine Aufnahme ist...

Während der Krieg in Jerusalem weiter geht, ist auch in England ein Notstand ausgebrochen. Das Volk klagt über Hunger und Armut und eine Person, in einen schwarzen Umhang gehüllt kommt einigen Einzelpersonen zur Hilfe. Von den Straßen Nottinghams finden wir uns mitten in einem Prozess um Will Scarlett wieder. Dieser war für tot erklärt worden und sein Hof wurde an einen anderen Mann weiter gegeben. Will (Dennis Henschel) steht ohne Hab und Gut da. Die Person in schwarz erhebt die Stimme und setzt sich für den Angeklagten und gegen das unrechte Urteil des Sheriffs ein, welcher sie festnehmen lässt. Der Sheriff erklärt Will Scarlett zu einem Geächteten, dem alle Rechte entzogen wurden. Niemand will ihm helfen oder ihn aufnehmen, als er verzweifelt durch die Stadt läuft und um Hilfe fleht, bis ihn Bruder Tuck (Enrico Treuse) mit zu den Geächteten in den Sherwood Forest nimmt. Unterdessen wird die Person in schwarz von ihrem Vater als Marian (Marle Martens) enttarnt, die zu einer sehr selbstbewussten und nach Recht strebenden Erwachsenen herangewachsen ist und ihrem Vater vorwirft, er würde glattes Unrecht vollstrecken. Dieser sieht das ähnlich, sieht sich aber nicht in der Lage etwas daran zu ändern. 

 

Etwas später heißen Marian (ich fange jedes Mal wenn sie die Bühne betritt an zu strahlen und kann es nicht unterbinden) und Earl William Guy von Gisbourne auf Huntington willkommen, der die traurige Botschaft überbringt, Robin von Loxley sei im Krieg gefallen. Kurz bevor Marian den Saal betritt, sieht man noch wie der Earl Guy ein Angebot macht, welcher Art dieses Angebot ist, erfahren wir jedoch (noch) nicht. Guy übernimmt die Stelle als Kastellan (an dieser Stelle musste ich kurz auf Wikipedia nachlesen was genau die Aufgaben eines Kastellans sind: Der Kastellan ist ein Aufsichtsbeamter eines größeren Anwesens, z. B. einer Burg, eines Schlosses oder eines Palais. Die Unterscheidung von verwandten Amtsbezeichnungen wie Burggraf, Burgvogt, Burg- oder Schlosshauptmann liegt weniger in den Aufgaben als im geografischen und zeitlichen Zusammenhang) , welche zuvor auch schon sein Vater inne hatte. Marian und Guy werden vom Earl alleine gelassen und schnell ist klar, dass Guy Interesse an Marian hat. 

Ein paar Wochen nach Guys Ankunft wird Marian zum Earl gerufen, welcher erst ganz ruhig erklärt, dass Marian die Pflicht habe die Linie der Loxleys nicht mit ihr enden zu lassen. Wir rufen uns nochmal in Erinnerung, dass Marian seit ihrem 14. Lebensjahr auf Huntington lebt und quasi vom Earl aufgezogen wurde, dass er sich "wie ein guter Vater [um sie] sorg[t]". Da Robin nicht mehr lebt, sieht er nur einen Ausweg seine Blutlinie weiter zu führen und drängt sich Marian auf, welche sich verteidigt und ihn im Kampf erschlägt. Der Text des Liedes widert mich unglaublich an, aber genau das ist ja der Sinn der Sache. Trotzdem muss ich jedesmal würgen, also... gut gemacht? Reinhardt Brussmann spielt seine Rolle unfassbar gut, sein Earl scheint wirklich keinen anderen Ausweg aber auch überhaupt kein Problem mit seinem Handeln zu sehen. Wie Robin bei der Verlobung schon hat verlauten lassen, ist das wohl nicht das erste Mal... Ich kann mir gut vorstellen, dass die Szene für beide nicht einfach zu spielen ist, ehrlich gesagt, ist sie schon nicht einfach mit anzusehen. Aber auch Marle Martens spielt unglaublich: Von der höfliche Ablehnung, als sie ahnt was der Earl vor hat bis zur Panik. Marian sammelt sich wieder und stellt fest was geschehen ist. Sie stellt Stühle und Krüge wieder auf und ruft dann nach Gisbourne, der den Tod des Earl feststellt. Es gibt Szenenapplaus, sobald der Satz "Der Earl ist tot" gefallen ist. Zu recht!

 

Ein Jahr später befinden wir uns mit Marian an Robins Grab, wo die Äbtissin (Melanie Gebhard), in deren Kloster Marian aufgewachsen ist, mit ihr redet und sie fragt wieder ins Kloster zurück zu kehren. Das Gespräch wird von Gisbourne unterbrochen. Marian bedankt sich für seine Dienste als Kastellan, woraufhin Guy erwidert, dass er mehr sein könnte. Eine vermummte Gestalt betritt die Gruft und unterbricht auch diese Unterhaltung. Sie nimmt die Kapuze ab und vor uns, Guy und Marian steht der sehr lebendige Robin. Okay, das Stück heißt Robin Hood wäre ja auch irgendwie doof gewesen, wenn der Titelheld nach zwei Szenen tot ist und nicht mehr auftaucht, oder? Außerdem ganz komisch für mich Marle Martens, Thomas Hohler und Mark Seibert zusammen nur die drei auf der Bühne zu sehen, weil sie ja alle drei Teil "meiner" Elisabeth Cast von 2015 waren, die mich erst zum Musical-Nerd gemacht haben, ich sehe wenn sie so zu dritt auf der Bühne stehen (leider?) Elisabeth, Rudolf und den Tod. 

 

Aber zurück zum Stück: Robin ist seit ein paar Wochen zurück auf Huntington und die Bediensteten machen sich darüber lustig, wie zurückgezogen und eigenartig er sich verhält. Es tut mir ja leid, das Lied könnte auch aus Cats kommen. Der Anfang vom "Dinner" klingt sehr wie die Katzen auf dem Schrottplatz, nicht vom Text, aber... ach hört es euch selber an, dann wisst ihr was ich meine. Entgegen der Erwartung der Dienerschaft und auch von Marian taucht Robin wohl zum Essen auf, erschrickt aber, als ein Diener den Wein-Krug fallen lässt und greift diesen an. Daraufhin fordert er schreiend alle auf den Raum zu verlassen, doch Marian bleibt: "Ich bin es nicht gewohnt Befehle zu empfangen, von wem auch immer". Sie schenkt erst ihm, dann sich etwas ein und setzt sich auf ihren Platz. Es ist ein wunderschönes Duett indem wir von den Gedanken der beiden und die große Ungewissheit die in ihnen, auch über einander, herrscht erfahren. "Ich weiß nicht wer du bist, doch fremd bist du mir nicht", der Satz fasst alles ganz gut zusammen. Es  ist wirklich wunderschön, die Stimmen von Mark und Marle harmonieren unglaublich gut zusammen und auch geschauspielt ist es von beiden wirklich toll: Die Unsicherheit, der Wille den anderen kennen zu lernen, das Wiedererkennen des eigenen Schmerzes im Anderen und das alles nur durch ein paar kleine Blicke und Gesten. Unglaublich. Marian und Robin beenden ihr gemeinsames Mahl und Guy kommt auf die Bühne um mit Robin zu reden. Gisbourne dreht Robin jedes Wort im Munde um, um das zu hören, was er hören will: Einen arroganten, sich selbst immer für etwas besseres haltenden Adligen, der ihn nie ernst genommen hat: "Mit deiner Arroganz stehst du mir mein ganzes Leben lang im Weg!". Mein Hirn springt automatisch zu "Für Eure Arroganz und faule Ironie, habt Ihr euch den Zeitpunkt schlecht gewählt", es gibt so Schlagworte, die bei mir Musicallieder triggern "Arroganz" scheint eines davon zu sein. Die nächsten 10 Minuten bin ich damit beschäftigt mein Gehirn nach dem Ursprung der Textzeile zu durchforsten, bis ich aufgebe. Erst am nächsten Tag, nachdem wir Robin Hood noch einmal gesehen haben, habe ich den Geistesblitz: Die Zeile ist aus "Parasit der Macht" aus Die Päpstin!

 

Zurück zum Stück: Guy geht zurück nach London, an die Seite von John. Unterdessen schlägt das Leid des Volkes in Hass auf den König um, als dann König Richard stirbt geraten die Geschehnisse sowohl auf Huntington als auch in London ins Rollen. Parallel sehen wir zwei Szenen: 1) London, wo John verkündigt wird, dass nicht er sondern der 11 jährige Neffe des Königs (John Sohn? Ich google das eben... Nein, Arthur ist nicht Johns Sohn, sondern auch dessen Neffe!) die Nachfolge antreten soll. Als hätte er es geahnt, lässt er Guy den abgetrennten Kopf des jungen Monarchen aus einem Korb ziehen und erklärt sich selber per Geblütsrecht zum Thronfolger. An der Stelle: Liebe Requisite, hättet ihr einen noch unechter aussehenden Kopf finden können? Ich glaube nicht. Der, der hier verwendet wird, sieht aus wie eine 1€ Maske, aus der Halloween-Abteilung. 2) In Huntington, wo der Sheriff in Begleitung von zwei Baronen, de Vesci (Stephan R. Przywara) und Fitzwalter (Konstantin Zander), mit Robin reden wollen um ihn dazu zu überreden sie in ihrem Vorhaben, eine Magna Carta durchzusetzen, zu unterstützen. Hey, ich google ja so gerne, was zur Hölle ist eine Magna Carta? Das hier sagt Wikipedia dazu: Die Magna Carta ist eine vom König in England besiegelte Vereinbarung mit dem revoltierenden englischen Adel. Sie gilt als die wichtigste Quelle des englischen Verfassungsrechts. Ein bedeutender Teil der Magna Carta ist eine wörtliche Kopie der Charter of Liberties von 1100, die dem englischen Adel bereits entsprechende Rechte gewährte. Die Magna Carta verbriefte grundlegende politische Freiheiten des Adels gegenüber dem englischen König. Der Kirche wurde die Unabhängigkeit von der Krone garantiert. Das Dokument wurde vom König nur auf erheblichen Druck der Barone angenommen. Robin weigert sich jedoch den Plan zu unterstützen, da er meint die Barone hätten selbstsüchtige Motive und außerdem habe er dem Volk genug gegeben. Als Marian ihn damit konfrontiert, dass es seine Pflicht als Earl ist, den Leuten auf seinem Land in ihrer Not zu helfen, stiefelt er wie ein beleidigter Fünfjähriger aus dem Saal. 

 

In der folgenden Szene sehen wir auch warum: Die Bilder des Krieges verfolgen ihn noch immer. Er hat nach all dem Grauen, dass er gesehen und getan hat, den Glauben an die Menschheit, an das Gute verloren. "Woran soll ich noch glauben? Ich fühl mich so leblos und leer. Ich spür mich nicht mehr". Nach und nach stößt das Ensemble zu Robin auf die Bühne und wir sehen, welche Bilder ihn so verfolgen, als sie alle nacheinander tot neben ihm umfallen. Sehr, sehr geschickt inszeniert: Das Damenensemble, welches zu Anfang von Robins Schützen niedergeschossen wurde, stirbt in dieser Szene nochmal genau so wie zu Anfang.

 

Um die Stimmung etwas aufzulockern finden wir uns im Sherwood bei Will Scarlett (Dennis Henschel) und dem Comic Relief Charakters des Stückes, Bruder Tuck (Enrico Treuse), wieder. Tuck hat drei Weinfässer auf dem Weg von Nottingham nach Huntington abgefangen und gestohlen, statt wie abgesprochen Waffen zu klauen, worüber Will nicht begeistert ist. Tuck versucht ihn bei "Komm wir lassen Fünfe grade sein" davon zu überzeugen, dass das eine großartige Planänderung von ihm war. An dieser Stelle ein riesiges Kompliment an Enrico Treuse, der ja NICHT Erstbesetzung des Bruder Tuck ist. Er singt toll, tanzt wirklich großartig und sprüht vor allem eine unglaubliche Energie und Freude aus. Wirklich unfassbar! Robin kommt dazu und ist entgegen aller Erwartungen nicht sauer über den gestohlenen Wein und lässt sich von den beiden zum Mittrinken überreden. Wer Mark Seibert immer schon ins Mikro rülpsen hören wollte, bekommt hier seinen Traum erfüllt. Prost.

 

Zurück auf Huntington stehen die Äbtissin und Marian am Bett einer ihrer Mägde. Neben dem Bett steht eine rote Schüssel. Marian stellt etwas naiv fest, dass sie gar nicht gemerkt habe, wie die Magd krank geworden sei, die Äbtissin belehrt sie eines besseren: "Du weißt selbst wie Männer sind, sogar in deinem eigenen Haus. Ob sie jung sind oder alt, für ein 'Nein' sind alle taub". Spielt sie auf die Situation zwischen Marian und Earl William an? Oder ist ihr selbst etwas derartiges widerfahren? Mitten in dem Gespräch kommen Robin, Will und Bruder Tuck völlig betrunken in den Raum gestolpert. Die Äbtissin lässt ihn wissen, dass sie ihn für den Verursacher der Situation der Magd hält. Sie verlässt das Gut und Robin schickt Will und Tuck in die Küche. Marian stellt Robin zur Rede: Wo er die letzten Tage gewesen wäre, warum er völlig betrunken ist, was er mit einem Geächteten macht und ob er sich der Konsequenzen bewusst ist. Robins Verteidigungen lassen etwas zu wünschen übrig und Marian hinterfragt, ob es sein Lebenswunsch ist sich für immer in Selbstmitleid zu suhlen, statt seinen Stand zu nutzen um etwas zu ändern. Ich hatte mich auf der CD schon gefragt wie es ins Stück passt, aber der Übergang von Streitgespräch in Lied ist sehr sehr gut gemacht und in dem Kontext verstehe ich das Lied. Ich habe ein bisschen Angst vor Marle, ich möchte mich bitte nie mit ihr streiten, ich würde anfangen zu weinen, wenn mich irgendwer so zur Schnecke macht und mich SO enttäuscht ansieht. Ihre Stimme füllt ohne auch nur einen Hauch von Anstrengung den Theatersaal aus. Hab ich schon erwähnt wie sehr ich ihre Stimme liebe? Die Chemie zwischen Marles Marian und Marks Robin ist auch unglaublich glaubwürdig. Ihre Enttäuschung, dass er sich nicht traut etwas zu tun um das Leid des Volkes zu ändern gegen seine Hoffnungslosigkeit, ihr Wille ihm zur Seite zu stehen und zu helfen gegen seine Überzeugung, dass niemand ihm helfen kann. "Du bist nicht allein auf dieser Welt" gegen "Jeder ist allein auf dieser Welt". Und das ganze auch noch wunderschön gesungen. 

 

Der König (Christian Schöne) ist zu Besuch in Nottingham. Warum? Baron de Vesci hat ihm von der Verschwörung und der Magna Carta erzählt. Er enthebt den Sheriff seines Amtes und setzte Guy von Gisbourne als neuen Sheriff von Nottingham ein. Doch das will Marians Vater nicht auf sich sitzen lassen: Er erhebt die Stimme gegen den König. Erklärt, dass er nur durch die Enthauptung Arthurs auf den Thron gekommen sei und unterstellt dem König, dass er dies vermutlich nicht einmal selbst getan hätte. John ersticht ihn vor den Augen des versammelten Adels. Marian rennt sofort zu ihm und hält ihn im Arm. Sie nimmt den Rest der Audienz kaum war, auch als Robin (endlich) handelt und dazu aufruft, dem König die Steuern zu verweigern hebt sie kaum den Kopf. Robin wird vom neuen Sheriff für den Aufruf zum Tod am Strick verurteilt, es gefällt Guy sichtlich das Urteil zu verkünden. Damit endet der erste Akt und es geht in die Pause.

 

Pause

Anders als üblich bleiben wir nicht auf unseren Plätzen sondern gehen ins Foyer. Ich kaufe mir schnell ein Programmheft (sehr viel günstiger als erwartet) und blättere etwas darin. Dann schreibe ich Konstantin nochmal, da er mich darum gebeten hatte ihn am entsprechenden Tag nochmal daran zu erinnern, ob es für ihn möglich wäre an die Stage Door zu kommen. Schnell noch die üblichen Instagram Stories für A) meine Highlight und B) unsere Musical-Fanpage (ich mach mal wieder Eigenwerbung...) hochgeladen (im Saal war so schlechtes Netz!) und dann geht es auch schon wieder auf unsere Plätze. Ich erzähle Person A noch so einiges über einzelne Darsteller und deren Partner, sowie woher sie diese kennen könnte: Thomas Hohler und dessen Freundin Tamara Pascual hatten wir zusammen im Livestream von Kulturfeder gesehen (alias: "Der Livestream mit der Treppe") und ich habe Tamara im Januar in Ku'damm 56 sehen dürfen. Marle Martens kennt Person A vom Mark Seibert-Musicals-Stream, wo ich erst vor wenigen Wochen beim gleichnamigen Konzert (wohl bemerkt ohne Marle, dafür mit Roberta Valentini) war, sowie vom Stream des letzten Mitternachtsballs und ihren Mann, Vini Gomes, haben wir Ende Juni in We will rock you (Artikel folgt. Ich verspreche es) gesehen. Mark Seibert (alias "Pfau 1") muss ich ihr nicht mehr erklären und auch Konstantin Zander (alias "der Podcaster") ist ihr ein Begriff. Die 20 Minuten sind schnell vergangen und schon geht es weiter.

 

2. Akt

Ein bisschen erschrecken wir uns schon, als unvermittelt die Musik wieder einsetzt.  Nicht ganz so schlimm wie bei den Vampiren, aber nur minimal weniger. Der Vorhang öffnet sich und wir sehen Robin, mit allen Vieren von sich gestreckt an die schräg aufgestellte Wand gefesselt. Ich verstehe, warum sie es inszinatorisch so dargestellt haben, aber irgendwie hätte man das doch auch anders lösen können? Ähnliches Bild wie der Tod in Elisabeth in Schönbrunn mit der Peitsche... Und dann auch noch genau wie dort in Lederkluft, ich weiß ja nicht... Als Guy sich während des Streitgesprächs auch noch in Kopfhöhe über ihn begibt, stellt sich mir die Frage ob Herren zu Mittelalter-Zeiten (? ich bin nicht gut in Epochen, ist das Mittelalter?) Hosen unter ihren Röcken getragen haben. Im späteren Gespräch mit Person A, bestätigt sie meinen Eindruck. Das scheint also nicht nur mir so zu gehen. Der König hat Guy zum Dank Marian als Frau versprochen, welcher Robin um ihn weiter zu Quälen auch von der damaligen Absprache zwischen ihm und Earl William erzählt: William hatte Guy seine Stellung, sowie Marian versprochen, "unter einer Bedingung"... Marian und Tuck unterbrechen den Streit, da sie sich von ihrem Mann verabschieden will, Guy ist davon überhaupt nicht begeistert, lässt ihr aber ein wenig Zeit. Marian erkennt in Robin endlich den Mann, der er schon immer hätte sein können. Kurz später sind wir beim Prozess. Guy verkündigt sehr freudig Robins Todesurteil, jedoch wird er von Tuck unterbrochen, der ihn auf das Recht des Verurteilten auf ein letztes Wort hinweist. Robin gesteht seine Taten und nimmt das Urteil an, stellt aber auch klar, dass er hinter seinen Taten steht und ruft erneut zum Ungehorsam und zur Auflehnung gegen das Königshaus auf. Um die Situation zu retten bietet König John Robin an, sich ihm anzuschließen und dafür sein Leben zu verschonen. Dieser lehnt natürlich ab, woraufhin der Henker (kurzer interner Flashback an eine meiner letzten Deutsch-Klausuren über Der Richter und sein Henker in der ich "Henker" dauerhaft mit "Ä" geschrieben habe... das wird mich wohl ewig verfolgen) gerufen wird. Jetzt geht alles sehr schnell und ehrlich gesagt bekomme ich kaum etwas davon mit, weil ich so sehr damit beschäftigt bin den Darsteller unter der Henkerskutte zu erkennen, dass ich alles andere ausblende.... Als ich wieder aus meiner Trance erwache, steht Robin mit Bogen in der Hand auf der schrägen Wand, ein Pfeil steckt in der Wand und Guy hat eine Narbe an der Wange. Wie das alles passiert ist kann ich euch erst im nächsten Artikel verraten, da habe ich nämlich drauf geachtet! (LINK folgt, wenn ich fertig bin). Im darauf folgenden Aufstand wird Robin von Will Scarlett (der unter der Henkerskutte war!), Tuck und Marian befreit und fliehen. Der beim König in Ungnade gefallene Guy von Gisbourne wird beauftragt Robin und seine Helfer zu finden, wenn er es schafft gehören ihm Huntington und Marian, wenn nicht werden auch ihm seine Rechte entzogen und er muss als Geächteter leben. Christian Schöne als König John ist unfassbar angsteinflößend und unangenehm. Er spielt die Rolle zur Perfektion. 

 

Marian, Will, Robin und Tuck finden sich im Sherwood wieder. Nochmal ein großes Kompliment an Enrico Treuse und sein komödiantisches Talent! Sie werden von John Little und den Geächteten in Empfang genommen, die überhaupt nicht glücklich über die Neuankömmlinge sind. Nach einer kurzen Auseinandersetzung zwischen Robin und John Little, sowie einer Entschuldigung und dem Eingeständnis, wie viel er als Earl falsch gemacht hat, lassen sich die Geächteten davon überzeugen, dass Robin ihnen helfen kann gegen Gisbourne und den König vorzugehen. "Freiheit für Nottingham". Person A musst beim ersten Hören des Liedes wirklich lachen. Mir hat "Don't pay the ferryman", auf dessen Melodie das Lied beruht, überhaupt nichts gesagt, Person A ist damit aufgewachsen. Auch hier ist die Choreographie, wie bei Kim Duddy als Choreografin auch zu erwarten war, wirklich toll und aufwändig. An dieser Stelle ein großes Lob ans Ensemble: Sie tanzen wirklich alle richtig toll, nicht eine "Niete", die unangenehm auffällt. Ein bisschen muss ich schmunzeln, Marle darf als Marian nicht wirklich mit tanzen, anders als in ihrem Ensemble-Track und es fällt ihr sichtlich schwer sich zurück zu halten und nicht mit zu tanzen. Sehr süß. 

Das Ensemble, sowie Marian und Robin laufen von der Bühne und wir sehen Guy, wie er alleine in einem Gewölbe (?) sitzt und vor sich hin schmollt. Thomas Hohler presst seine Stimme sehr um böser zu klingen. Es wirkt etwas angestrengt, aber ich muss auch sagen, dass er stimmlich meiner Meinung nach besser auf die Rolle passt, als der zuerst dafür gecastete Riccardo Greco, dessen Stimme ja sehr, sehr weich und sauber ist. Im Laufe des Liedes zieht er einen Umhang über und ich muss wirklich lachen, wer ist verantwortlich für diese Schulterpolster und wie viel Füllwatte ist darin untergebracht? Ein Kilo pro Schulter? Außerdem ist "Loxley" übrigens auch ein wirklich unschönes Wort zu singen. Undankbar. (Also an dieser Stelle: Ich hab überhaupt nichts gegen Thomas Hohler, ich will auch gar nicht böse klingen, er macht seinen Job super!). "Ich oder Du" geht über in "Die Welt verschwindet und wir hören wie auch ganz am Anfang die Stimme von Eduardo Almeida als jungen Robin vom Band. Wir sehen dazu wie Robin Marian das Bogenschießen beibringt: "Blende alles aus. Wer wütend ist, macht Fehler". Guy von Gisbourne gibt den Befehl die Dörfer heimzusuchen, dass Robin die Schreie hören kann, er hat schließlich mitbekommen, wie sehr ihn das Leider der Unschuldigen schon während des Kreuzzugs zugesetzt hat. Marian sucht unterdessen die Äbtissin auf und bringt sie mit ins Versteck um sich um die Verwundeten zu kümmern, zeitgleich erfährt Gisbourne, dass die Steuern aus Nottingham nie beim König in London angekommen sind. 

 

Zurück bei den Geächteten geraten wir mitten in eine Feier. Warum? Sie "haben die Kohle und der König nicht"! Ausgelassen feiern die Geächteten und machen sich über den König und den Sheriff lustig. Marian entzieht sich irgendwann den Feierlichkeiten, während man die restlichen Geächteten im Hintergrund noch singen hört. Sie sucht nach Robin, der sich etwas zurück gezogen hat. Sehr enthusiastisch fordert sie Robin auf mitzufeiern, versucht ihm klar zu machen, wie viel Gutes er schon erreicht hat: "Robin Hood, König der Wälder, so nennen sie dich!" Doch Robin macht sich nach wie vor Vorwürfe für den Tod von Marians Vater und meint sie wäre besser aufgehoben gewesen, wäre er nicht aus dem Krieg zurückgekehrt. Marian entschließt sich dazu Robin endlich davon zu erzählen, was damals mit seinem Vater geschehen ist, er lässt sie wissen, dass er bereits davon weiß und entschuldigt sich dafür, dass er sie damals auf Huntington allein gelassen hat. Es folgt "Endlich frei sein". Marian und Robin reden sich endlich aus, über alles was damals passiert ist, darüber wie es jetzt ist. Sie kommen sich näher und finden hier, ohne die Zwänge des Adlesstandes, mitten im Sherwood, zueinander. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach, man nimmt ihnen das Liebespaar wirklich ab und die Stimmen klingen unglaublich schön zusammen (offensichtlich auch alleine, aber sonst fange ich wieder an Absätze lang über Marle zu schwärmen, also versuche ich mich kurz zu halten). Es kommt zum ersten Kuss zwischen Marian und Robin. 

 

Es folgt die nächste Ensemble-Nummer: "Robin Hood". Auch hier wieder eine tolle Choreographie in der jedes einzelne Ensemblemitglied zur schau gestellt wird und mindestens eine Zeile zu singen bekommt. Das Lied fasst uns ein bisschen zusammen, wie sich Robin und die Geächteten so schlagen, wie sie sich einen Namen in ganz England als Helden machen. 

Guy liegt schmollend wie ein Kleinkind auf einer Couch auf Huntington und bekommt einen Besuch von der Äbtissin, die ihm mit der nicht heilen wollenden Wunde, welche Robin ihm bei seiner Fluch vom Strang beigefügt hat, helfen soll. Etwas angewidert von Guys Annäherungsversuchen versorgt sie die Wunde, bis sie ein Mal auf seinem Arm entdeckt und schnell den Saal verlässt. Aus der letzten Reihe sieht das Mal wohlbemerkt eher wie eine Fleischwunde aus, die seinen halben Unterarm bedeckt. Vielleicht einen etwas weniger rötlichen Braunton dafür wählen? 

Zurück in Sherwood wird Baron Fitzwalter ins Versteck der Geächteten gebracht. Er hat sich gefangen nehmen lassen um Robin dazu zu überreden die Barone bei ihrem Vorhaben, die Magna Carta doch noch durchzusetzen, zu unterstützen. Konstantin hat ein (kleines) Solo! Ich freu mich sehr für ihn. Er macht das toll! Sehr selbstsicher trägt Fitzwalter seinen Vorschlag vor, wird gen Ende, als er nicht auf Begeisterung trifft, jedoch immer unsicherer. Die Geächteten beginnen bedrohliche Kreise um ihn zu ziehen: "Freche kleine Grafen, muss man hart bestrafen und sie müssen weinen, Trost gibt's leider keinen!" Robin kommt mit einem Messer auf ihn zu, habt den Dolch und... schneidet seine Fesseln durch. Er macht dem Baron ein Gegenangebot: WENN drei weitere Sätze in die Magna Carta aufgenommen werden, dann wird er den König dazu bringen diese zu unterschreiben. Wenn sich Fitzwalter nicht auf den Handel einlässt, dann muss er als fremder Eindringling im Lager leider sterben. Empört stimmt der Baron dem Handel zu und wird wieder aus dem Versteck geleitet. Robin und ein Teil der Geächteten machen sich auf den Weg nach London, zum König. Marian und die anderen bleiben im Lager zurück. 

 

In London überrascht Baron de Vesci König John mit Isabella, Polina und... Knut im Bett und unterrichtet ihn von der Magna Carta, welche die Barone am folgenden Tage durchzusetzen gedenken. John ist jedoch der Meinung genug Söldner unter seinem Befehl zu haben, die er mit dem Kronschatz auszahlen kann, als dass er sich den Baronen nicht beugen braucht. Kurz später wird der König wieder unterbrochen, jedoch nicht von de Vesci, sondern von Robin Hood. Im Hintergrund können wir sehen, wie die Geächteten den Kronschatz stehlen. Mit seinem potentiellen Tod konfrontiert bleibt dem König nichts anderes übrig als einen Rückzug anzutreten und zu versprechen die Carta zu unterschreiben. John ruft nach seinen Wachen, als Robin ins Dunkel verschwindet, bekommt aber stattdessen den völlig außer Atem anrennenden und lispelnden Kanzler de Bourgh (ha ha ha, was haben wir gelacht), der ihm unter den Nachäffungen des König berichtet, dass der Kronschatz verschwunden ist. 

 

Wieder zurück im Sherwood wird die Feier der nach London Gereisten jäh unterbrochen, als eine der zurück gebliebenen Geächteten ihnen berichtet, dass Gisbourne Marian entführt hat und mit ihr auf Huntington auf Robin wartet. Da es um Marians Leben geht, beschließen sie sich an Gisbournes Forderungen zu halten und Robin zieht alleine los um seine Frau zu retten. Die Geächteten suchen währenddessen nach einem neuen, Gisbourne nicht bekannten, Versteck.

Robin kommt auf Huntington an und wird sofort von einem Pfeil begrüßt. Er weigert sich jedoch zu kämpfen und bietet ihm stattdessen Huntington an. "Hast du vergessen? Huntington gehört dir nicht mehr! Und das einzige was du mir hättest schenken können, das habe ich mir bereits genommen!" Ein Vorhang fällt und wir sehen Marian, ihr Hals im Strick, auf einem kleinen Hocker stehen, der sie am Leben hält. Er lässt Robin wählen, sein Leben oder ihres. Robin durchschießt den Strick und befreit Marian. Woraufhin Guy ihn mit einem Dolch angreift, Marian kriecht schnell von dannen, während die Männer weiter kämpfen, doch bevor Guy den letzten tödlichen Stich ausführen kann, durchbohrt ihn ein von Marian geschossener Pfeil und er fällt tot zu Boden. Marian rennt zum verletzten Robin und hält ihn im Arm, als sich aus dem Schatten, als hätte sie die ganze Zeit dort gewartet, die Äbtissin löst und ihnen auf Marians Flehen zu Hilfe eilt. Sie gibt Robin einen Trank, der die Blutung seiner Wunde stillen soll und beginnt zu erzählen: Sie war mit 12 als Magd nach Huntington gekommen. Robins Vater, Earl William ließ sie irgendwann auf ihr Zimmer rufen. Wieder und wieder, bis sie irgendwann schwanger war. Sie kam ins Kloster und brachte dort ihren Sohn zur Welt, der ihr kurz darauf genommen wurde. Als sie Jahre später Guys Wunde versorgte, erkannte sie ihn anhand des Mals (wir erinnern uns, das Mal, das aussieht wie eine große Wunde) als ihren Sohn und somit Robins Bruder wieder. Sehr aufgebracht entschuldigt sie sich bei Marian, während Robins Schmerzen immer schlimmer werden. Die Äbtissin verschwindet und Marian stellt die grausame Wahrheit fest: Die Äbtissin hat Robin vergiftet und sie war es auch, die Gisbourne ins Versteck der Geächteten gebracht hat und dass alles nur, weil Marian ihr vertraut hat... Mit schwacher und brechender Stimme (ich habe leichte Flashbacks zu Lancelot in Artus Excalibur) beruhigt Robin Marian und versucht ihr die Schuldgefühle zu nehmen. Robin verabschiedet sich und Marian klammert sich verzweifelt an ihn. Robin wird von seinem jüngeren Ich ins Jenseits geführt und Marian bleibt weinend, allein auf der Bühne zurück. 

 

In der selben Position sitzt sie noch immer auf der Bühne, als das Licht wieder an geht. Jetzt jedoch nicht mehr auf Huntington, sondern im Versteck, umgeben von den Geächteten. Marian macht sich Vorwürfe für Robins Tod, doch John Little und die Anderen stellen fest, dass der Einzige der wirklich die Schuld trägt Robins Vater, Earl William, sei, für dessen Sünden Robin hat sterben müssen. Eine ganz leichte, wahrscheinlich ungewollte Ironie liegt schon darin, dass Reinhard Brussmann (John Little), der den Monolog hält, im ersten Akt noch Earl William verkörpert hat. Will Scarletts Mut sinkt dahin, ohne Robin als Anführer sieht er keine Chance mehr für die Geächteten weiter zu kämpfen. Sein Plan ist sich aufzuteilen und zu fliehen. Marian stellt sich dagegen und Marle bekommt ihr einzigen Fast-Solo im Stück (na endlich!). Marian fordert die Geächteten, einen nach dem anderen auf, nicht aufzugeben, an Robins Vision festzuhalten und weiter zu kämpfen. Nach und nach Stimmen alle mit ein bis auch Will Scarlett mit über die "Freiheit für Nottingham" singt. Mit hoch erhobenem Bögen verklingt der letzte Ton und das Licht auf der Bühne geht aus. 

 

Kurz Später geht das Licht wieder an und die Applausordnung beginnt. Erst das Ensemble, dann die kleineren Rollen, wie die Barone (ich applaudieren natürlich besonders laut für Konstantin) und dann dürfen Sheriff de Lacey (Thomas Christ), John Little (Reinhard Brussmann), Will Scarlett (Dennis Henschel) und Tuck (Enrico Treuse) einzeln vor kommen. Es folgen auch noch die Äbtissin (Melanie Gebhard), König John (Christian Schöne) und natürlich Guy von Gisbourne (Thomas Hohler), bis unter tosendem Applaus auch Marle Martens und Mark Seibert gemeinsam nach vorne kommen um sich zu verbeugen. Erstere sieht ziemlich verheult aus, es ist ja ihre Marian Dernière... Gemeinsam singen alle nochmal ein paar Takte (die Applausordnung ist ähnlich aufgebaut wie bei Elisabeth, dass die "größeren" Rollen, nochmal ein paar Zeilen aus ihren Liedern singen) von "Freiheit für Nottingham" und alles was ich denken kann ist: Nimm doch bitte endlich mal jemand die arme Frau in den Arm! Der Vorhang schließt sich und bevor er ganz zu fällt, kann ich noch sehen, wie Mark genau das macht. Danke!


Stage Door

Schnell verabschiede ich mich von Person A und drängle mich durch die Menschenmenge nach draußen und bis zur Stage Door, wo schon eine kleine Traube an Fans steht. Ich sehe nochmal aufs Handy, bemerke eine weitere Nachricht von Konstantin, dass ich ihn bitte nochmal daran erinnern soll raus zu kommen und antworte schnell. Nach wenigen Minuten (ehrlich, wie hat er sich so schnell umgezogen, bitte?) kommt Mark Seibert aus der Tür und wird sofort von Fans umringt. Eine sehr dreiste Frau macht unentwegt ohne zu Fragen Fotos von ihm und allen die darum stehen mit ihrem Handy. Sie hat den Blitz angeschaltet, sodass man es auch nicht nicht wahrnehmen kann. Ich finde das geht echt gar nicht. Auch Darsteller und "Stars" sind doch Menschen? Da kann man doch fragen? Vielleicht bin ich da über-empfindlich, aber ich finde das echt respektlos, besonders, wenn man nicht mal VERSUCHT es zu verstecken... Irgendwann sehe ich Konstantin durch die Tür kommen und laufe als einziger hin. Er kommt die Treppe runter und wir unterhalten uns ein bisschen. Er erzählt, dass mittlerweile wohl kaum noch jemand die Stage Door benutzt, sondern alle einen anderen Ausgang verwenden. Außerdem verrät er mir, dass die morgige Doppelshow eigentlich Sasha Kurth hätte spielen sollen, der allerdings krank ist und von Mark Seibert vertreten werden wird. Wir reden auch noch ein bisschen über den Podcast und er fragt mich warum zur Hölle ich denn morgen nochmal in die Show gehe. Ich stammele irgendwas vor mich hin, dass ich ja Marle so dringend als Marian habe sehen wollen. "Da hast du aber Glück gehabt, du weißt, dass sie heute ihre Marian-Dernière hatte?" Ja ich weiß. (An der Stelle, es tut mir total leid, wenn ich irgendwie eingebildet oder unsympathisch gewirkt habe. Die Nervosität schaltet in meinem Hirn leider immer irgendwelche Schalter um, die mich zu Aussagen und Tonlagen bewegen, die ich sonst nicht verwende...) Natürlich frage ich ihn auch noch nach einer Unterschrift auf meinem Beutel. "Wen hast du denn da schon so... Mili... da bin ich ja in bester Gesellschaft!" Überglücklich verabschiede ich mich und springe quasi im Hopserlauf zurück zu Person A, die im Durchgang auf mich wartet. Ich habe entschieden, dass ich morgen versuchen werde Marle abzufangen. Sie war auf der Bühne schon so fertig, da möchte ich mich nicht unnötig aufdrängen (ähnlich wie bei Roberta Valentini letztes Jahr in Füssen...). Wir machen uns auf den Weg ins Hotel und quatschen noch lange über die Show, bis ich irgendwann keine Antwort mehr bekomme, weil Person A eingeschlafen ist.

 

Fazit

Ich bin hin und weg: Vom Stück, von den Choreographien, von den Darstellern, von den Liedern, von dem netten Gespräch mit Konstantin, von Marle als Marian. Das Stück spricht wichtige Themen an, die man dort nicht erwartet. Es ist emotional und düsterer als andere Interpretationen, die man von dem Stoff kennt. Der (die?) gesamte Cast ist überdurchschnittlich genial, sowohl gesanglich, als auch schauspielerisch und tänzerisch. Ich kann es euch nur empfehlen es euch anzusehen, wenn ihr es nach Fulda, oder aber später nach Hameln schafft. Es lohnt sich sehr!

 

 

 

 

 

 

Und bitte, bitte, wenn irgendwer weiß, woher diese elendige Melodie-Zeile in "Ich flieh in den Krieg" kommt, bitte helft mir, damit wir endlich wieder ruhig schlafen können!

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