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The Show must go on

Die erste Musical Revue im Theater Krefeld Mönchengladbach... Natürlich Corona bedingt.

 

Wir hatten die Karten sobald es angekündigt wurde geholt, wenn das Haus und Hof Theater schon mal etwas im Bereich Musical macht, dann muss man es sich natürlich ansehen.

 

Ich hatte schon zur Premiere in Krefeld gesehen, dass Oliver Arno und Lukas Witzel als Gastdarsteller für die Show geholt worden waren. Ersterer leider nur in Krefeld... Na gut, dann bleibt uns immerhin Herr Witzel. ABER NEIN, einen Tag vor der Premiere in Mönchengladbach sagt dieser alle Konzerte für die Woche ab... Na toll.

 

Wir fahren also am 21.10. zum Theater Mönchengladbach, mit etwas gedämpfter Laune. ("Wir" sind in diesem Fall, mal wieder, Person A, Person B und ich.) Das Theater Mönchengladbach ist ein eher kleines Stadttheater dessen Gäste zu 90% Abo-Besitzer sind, die in Alles, was das Theater spielt, mindestens einmal rein gehen, egal was gespielt wird, damit sich das Abo auch gelohnt hat. Diese Abo-Besitzer sind großteils jenseits der 70 und eher nicht nicht Freunde der "trivialen Unterhaltung" die Musicals bieten, sondern sehen sich lieber die "hohe Kunst des Schauspiel und der Oper" an. Versteht mich nicht falsch, ich gehe durchaus aus gerne in die Oper oder ein Drama ansehen, aber meiner Meinung nach gibt es keine Grundlage auf welcher die Genres der Live Unterhaltung miteinander verglichen und als weniger hochwertig oder lehrreicher angesehen werden. Jeder hat halt seinen eigenen Geschmack. 


Auf ein paar Aushängen lesen wir, dass vor, nach und während der Vorstellung ein Team der Servicezeit da ist und Aufnahmen macht.

 

Wir stehen mittlerweile also im Foyer, eine Perfümwolke nach der anderen gesellt sich zu uns. Erst um Viertelvor werden wir in den Saal gelassen und weichen bis dahin immer wieder Leuten aus, die das mit dem Abstand halten noch nicht wirklich verstanden haben. Wir sind die ersten im Saal (soweit ich das vom Rang aus beurteilen kann... da sieht man ja so wenig vom ebenerdigen Saal) und suchen unsere Plätze. Wie schon in Dortmund sitzen wir im Rang in der letzten Reihe. Wieder sind je zwei Plätze besetzt, dann zwei Plätze frei und so weiter. Ich bin es ja gewohnt alleine ins Theater zu gehen, also lasse ich die anderen beiden nebeneinander sitzen. Es sind in jeder Reihe Plätze vorhanden. Da wir zu dem Zeitpunkt noch kein Risikogebiet sind dürfen auch noch ein paar mehr Leute in den Saal. Die Gladbacher Dorfjugend hat das mit dem Schachbrettmuster leider nicht ganz verstanden und viele sitzen dann doch zu dritt neben einander, was natürlich den Abstand nach Vorne und Hinten zu nichte macht... Aber solange mir keiner in den Nacken hustet soll es mir egal sein, zudem müssen die Masken ja sowieso auf behalten werden. Wir sehen wie das angekündigte Fernsehteam ins Theater kommt und Aufnahmen vom Publikum macht. Person A wendet sich gekonnt ab um nicht erfasst zu werden. Ich beobachte die Niederrheinischen Synphoniker, die noch dabei sind ihre Instrumente zu stimmen. 28 Musiker plus ein Dirigent, ein erstaunlich großes Orchester, wie man es beim Musical leider nur noch selten antrifft. Ich bin positiv überrascht. Sie sitzen auf der Bühne und nicht im Orchestergraben, vermutlich auch des Abstands wegen, ich freue mich. Die Musiker kriegen meiner Meinung nach viel zu wenig Lob und Aufmerksamkeit, dabei sind sie SO wichtig!

 

Während sich die letzten Damen und Herren auf ihre Plätze bequemen ist auch das Stimmen der Instrumente abgeschlossen und langsam wird das Licht gedimmt. Es kommt eine Theater Mitarbeiterin auf die Bühne und erklärt, dass Lukas Witzel für die Woche leider ausfällt und von James Park, der in der vorherigen Saison noch im Opernchor war, vertreten wird. Aber das wusste ich ja bereits. Das erste Lied wird von allen 6 Solisten gesungen. Ich erkenne die 3 Damen aus dem Opern Ensemble des Theaters wieder, auch einer der beiden älteren Herren kommt mir verdächtig bekannt vor, genau so wie der vertretende James Park.

 

Das erste Lied ist vorbei. (Ich muss zugeben, dass ich das Lied nicht kenne. Es heißt vermutlich "Together" und gehört der Musik her zu der älteren Generation von Musicals, mehr kann ich an dieser Stelle leider nicht dazu sagen...) Die Solisten gehen wieder von der Bühne und der Dirigent, Andreas Fellner, erzählt uns, was uns im ersten Block des Abends erwartet. Ein bis zwei Lieder aus vier verschiedenen Stücken. Es beginnt mit "Sei du selbst" aus "Otello darf nicht platzen", welches ich letztes Jahr in Bielefeld gesehen habe. James Park und Andrea Matthias Pagani singen und performen das Lied sehr lustig und überzeugend. Vielleicht spricht da aber auch ein bisschen die Wehmut aus mir, da ich einige wirklich schöne Erinnerungen  mit der Musik verbinde. Es folgt "Wer kann schon ohne Liebe sein" aus "Die 3 Musketiere". Den drei Damen hört man die Oper leider sehr an. Klassischer Gesang im Musical mit eher nicht vorhandenem Schauspiel ist nicht wirklich das, was ich mir von dem Abend erhofft hatte. Danach folgen zwei Lieder aus "Miss Saigon", erst "Mein Gott warum" (den Titel verbinde ICH ja mehr mit "Rebecca"...) gesungen von Andrea Matthias Pagani, dann "I still believe" (richtig, auf einmal singen wir englisch). Ich weiß, dass ich für die Aussage wahrscheinlich gesteinigt werde, aber ich mag die Musik von Miss Saigon nicht. Es gehört zu einem der einzigen Musicalsoundtracks die ich nicht  durch hören konnte, weil ich es so blöd fand... Weiter geht es mit "This is the moment" aus "Jekyll und Hyde". Ich habe von der Inszenierung aus Dortmund ja schon oft geschwärmt... Herr Pagani singt es wirklich gut und gibt einen überzeugenden Jekyll ab (ich habe den Guten mal gegoogelt, er ist tatsächlich der Einzige der sechs Solisten, der aus dem Musical Bereich kommt. Er hat schon viele Stücke an den verschiedensten Theatern gespielt, unter anderem in Pforzheim, vielleicht hast du ihn schonmal gesehen Jules...). An die Version von David Jakobs kommt seine allerdings nicht heran. James Park schlägt sich (zwar mit Noten in der Hand, aber das ist ihm zu verzeihen, schließlich hat er erst heute erfahren, dass er einspringen darf) sehr gut. Er singt wirklich schön und nicht zu opernhaft (auch hier nochmal, ich habe nichts gegen Opern! Aber eine Opernstimme gehört nicht ins Musical, das klingt komisch! "Das Phantom der Oper" mal ausgenommen... ), zudem strahlt er bei jedem Applaus wie ein Honigkuchenpferd (komische Redensart...) und bedankt sich nach jedem Lied bei Orchester, was ihn sehr sympathisch macht. Der Block endet mit "Someone like you" gesungen von Susanne Seefing. Ich mag das Lied EIGENTLICH sehr gerne, mag ihre Stimmfarbe aber leider gar nicht und konzentriere mich stattdessen auf den Dirigenten, der wirklich Spaß an seinem Job zu haben scheint und auf seiner Plattform tänzelnd das Orchester dirigiert.

 

Andreas Fellner, der Dirigent, ist auch derjenige, der den nächsten Block vorstellt: 'Lieder aus Stücken die noch nie am Theater Krefeld/Mönchengladbach gespielt wurden', ich bin gespannt. Angefangen wird mit "Nur ein Blick" aus "Sunset Boulevard", bei dem Stück passt die Interpretation von Debra Hays, sehr viel besser als bei den moderneren Stücken, man nimmt ihr den alternden Filmstar sehr gut ab. Es folgt "Viel zu sehr" aus selbigem Stück in der etwas merkwürdigen Besetzung aus Susanne Seefing und James Park. Hier wieder das selbe Problem was ich schon bei Michaela Schober und Florian Heinke hatte, der Altersunterschied ist zu groß um ein stereotypisches Liebespaar darzustellen, auch sie wirken eher wie Mutter und Sohn. Dazu kommt, dass ich Frau Seefings Stimmfarbe leider auch in diesem Lied als störend empfinde. Dann zwei Lieder aus Chess: "Anthem" und "I know him so well", letzteres mag ich eigentlich auch sehr gerne, besonders in der Version von Karin Seyfried und Roberta Valentini. Die beiden Opern Damen geben ihr bestes, aber erreichen mich damit emotional leider nicht. Es folgt die Ouvertüre aus "Chicago", damit auch das Orchester mal im Mittelpunkt steht. Sie stellen unter Beweis, dass es wirklich eine Schande ist, dass bei so vielen Produktionen, grade der großen Firmen, an Musikern gespart wird. Ein großes Orchester klingt einfach wirklich toll! Der Block endet mit zwei Duetten aus "A secret garden". Ich kenne das Stück kaum, mag die zwei/drei Lieder die ich kenne aber sehr gerne. Die drei Solisten sind in den Liedern gut aufgehoben.

 

Der letzte Teil des Abends wird angekündigt: Der "Les Misérables" Block. 5 Lieder werden von den Solisten zum besten gegeben. Teils auf englisch, teils auf deutsch. Ich finde die Übersetzung des Stücks leider (wie so viele andere Übersetzungen auch) sehr furchtbar. Hier taucht auch der 6. Solist das erste Mal seit dem "Intro" wieder auf. Ich war mir zwischendurch nicht mehr sicher ob ich ihn mir nicht doch eingebildet hatte und am Anfang nur drei Damen und ZWEI Herren auf der Bühne gestanden hatten. Aber nein. Als drittes Lied wird "Master of the house" von Debra Hayes und Markus Heinrich (dem Verschollenen) performt. Mein persönliches Highlight des Abends. Sie singen und spielen mit sehr viel Witz und Inbrunst und auch Frau Hays kommt zum ersten Mal des Abends richtig aus sich heraus und zeigt, was sie kann. Wir lachen viel und ich kann mich zum ersten Mal wirklich in die Musik fallen lassen. Auch "One day more" ist sehr beeindruckend: Trotz der Tatsache, dass das Lied im Original von einem gesamten Ensemble gesungen wird, hier aber nur sechs Menschen auf der Bühne stehen schaffen diese es, das Lied so geschickt aufgeteilt zu singen, als müsse es von nur sechs Personen gesungen werden. Wirklich gut.

 

Als Zugabe wird noch, wie der Titel des Programms verrät, "The show must go on" von Queen gesungen, dann ein (verdient) sehr, sehr langer Schlussapplaus. Wir werden als erste aufgefordert den Saal zu verlassen. Corona bedingt wird jede Reihe einzeln und nacheinander aufgerufen, damit nicht alle auf einmal aus dem Saal stürmen. Wir huschen schnell am Fernsehteam vorbei und laufen zum Auto. Auf dem Rückweg fachsimpeln wir noch lange, bis wir vor der Haustür angekommen sind.

 

Fazit: Liebes Theater, stellt doch als Musical Solisten auch bitte Musical Sänger an, oder sucht Stücke heraus, auf die auch eine Opernstimme passt, bei einigen Liedern habt ihr das doch schon geschafft. 

Alles in allem war es eine gute Notlösung um in dieser Saison auch noch ein bisschen was Musical mäßiges auf die Bühne zu bringen. Wirklich gut gefallen hat mir auch die Zusammenstellung der Lieder, die eben nicht nur, oder fast gar nicht, die Stücke umfasst, die man sonst immer auf den Galas und Revues zu hören bekommt und die einem irgendwann aus den Ohren wieder rauskommen. Liebe andere Musiktheater Produzierenden, nehmt euch ein Beispiel! Wenn selbst ein so kleines Stadttheater wie dieses es schafft mehr als 5 Musiker einzustellen, warum dann nicht auch ihr? 

 

Also schaut es euch gerne an und macht euch selbst einen Eindruck. 

Und nur um das einmal gesagt zu haben: Die Solisten singen alle wirklich gut, nur treffen nicht alle meinen persönlichen Geschmack.

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